Brahmavihara
Brahma sind die höchsten Götter dieses Daseins. Sie ruhen in Zuständen grossen Glücks und Frieden, nämlich in den Zuständen von
Liebevoller Güte (Metta)
Mitgefühl (Karuna)
Mitfreude (Mudita)
und Gleichmut (Upekkha)
Vihara bedeutet «Ort des Verweilens»
Mudita – Mitfreude
Es ist eine wunderbare Gabe, wirklich glücklich sein zu können, weil andere glücklich sind. Wenn jemand sich über unser Glück freut, empfinden wir tiefe Achtung und Dankbarkeit für seine Zuwendung. Wenn wir uns am Glück anderer freuen, wir an ihrem Wohlergehen, ihrem Erfolg oder Ihrer glücklichen Schicksalsfügung teilhaben, statt es ihnen zu neiden, ruhen wir in Mudita, selbstloser Freude.
Unser Unglück als Lebewesen resultiert zu einem nicht geringen Teil daraus, dass wir einander mit einer negativen Grundhaltung begegnen. Wir bewerten und vergleichen, beurteilen und verurteilen, verunglimpfen und beneiden einander, geizen gegenüber anderen, und unter den erstickenden Folgen solcher Begrenzungen leiden wir alle. Es gibt so viele einengende Eigenschaften, die der Mitfreude im Wege stehen, sie gilt als die schwierigste auszubildende der Brahmavihara. Doch sie hat die grosse Kraft, das sie Abneigung und Anhaften, die uns fesseln, besiegen kann.
Mudita beruht auf dem Empfinden von unbändiger Freude, unserer Fähigkeit, aus vollem Herzen über etwas froh zu sein. Dies wiederum hängt davon ab, ob wir uns gestatten, wirkliche Freude zu empfinden. Wir müssen aufhören, wegen unseres Glücks Schuldgefühle zu haben oder zu befürchten, dass es uns genommen wird. Wenn wir unsere Freude, unser Glück horten, blicken wir verächtlich auf andere Menschen und ihr Leid herab. Es ist von entscheidender Bedeutung, dass wir uns an unserem eigenen Glück erfreuen. Auch Dankbarkeit schafft Freude. Was immer uns zustossen mag, es gibt in unserem Leben immer noch etwas, wofür wir dankbar sein können, worin wir Glück gehabt haben.
Karuna, Mitgefühl ist ein Verbündeter, der Mudita ergänzt. Mitgefühl setzt der Mitfreude etwas entgegen und bewahrt sie davor, zu Sentimentalität oder dumpfem Optimismus zu verkommen. Mitfreude bewahrt Mitgefühl davor, zu einem Brüten über die unermessliche Verbreitung des Leides auf der Welt zu verkommen. Sie spendet Trost, so dass wir uns nicht vom Schmerz überwältigen oder verschlungen fühlen.
Mitfreude übt man immer für andere, nicht für sich selbst. Für uns selbst, sollten wir uns bemühen, die Fähigkeit zur Freude und Dankbarkeit zu entwickeln. Mitfreude ist der Wunsch, dass das Glück, das Wohlergehen, die Güte, der Erfolg der Lebewesen fortbestehe und nie enden möge. Dies kann durch das Wiederholen von Sätzen geschehen, wie:
«Möge dich dein Glück und dein günstiges Schicksal nie verlassen.»
«Möge dein Glück nicht geringer werden.»
«Möge dein günstiges Schicksal andauern.»
Parabel über eine Affenfalle:
Der Boden wird mit Teer bestrichen, und der kleine Affenfuss bleibt darin kleben. Um sich zu befreien, stemmt der Affe den zweiten Fuss in den Teer, dann erst eine Hand und schliesslich die zweite Hand. In einem letzten verzweifelten Versuch, Gegendruck auszuüben und loszukommen, stemmt er noch den Kopf gegen den Boden und ist damit endgültig gefangen.
Mudita bietet die Chance, unserem Gefangensein zu entfliehen, von den Teerfallen unseres Lebens frei zu werden, so dass wir glücklich sein können.
Die Brahmavihara – Die vier Herzqualitäten: Liebe, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut – sind ein Geschenk, und die Möglichkeit, sie auszuüben, ist ein Vermächtnis des Buddha. Wenn wir diesem Weg folgen, lernen wir, heilsame Eigenschaften zu fördern und unheilsame loszulassen.
Die Meditation von Gleichmut (Upekkha) werde ich im kommenden Eintrag beschreiben.
Quelle:
Metta Meditation von Sharon Salzberg
Foto:
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